20.06.2024

Konjunktur in Deutschland

„Konjunkturelle Erholung auf holprigem Pfad“ ist zusammenfassend die Bewertung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland im Juni 2024. Das BMWK prognostiziert einer Verstetigung der konjunkturellen Erholung trotz Produktionsstörungen in Bayern und Baden-Württemberg aufgrund des Hochwassers. Zudem erhofft es sich Impulse bei konsumnahen Dienstleistungen im Zuge der Fußball-Europameisterschaft. Während die Produktion im Bau zurückging, konnte die Ausbringung der Industrie ein leichtes Plus verzeichnen. Die Stimmung in der Weltwirtschaft und bei den privaten Verbrauchern verbessern sich. Das BMWK konstatiert allerdings auch eine schwankende außenwirtschaftliche Nachfrage und eine schwache Konjunkturdynamik.

Die Konjunkturindikatoren zeigen nach der Einschätzung des BMWK insgesamt noch ein ambivalentes Bild. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe stagnierte im April mit -0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat. Damit ist der Anstieg, der sich zu Beginn des Jahres andeutete, abgebremst. Der Ausstoß der Industrie konnte ein leichtes Plus von 0,2 Prozent verzeichnen. Das Baugewerbe fiel dagegen um 2,1 Prozent, nachdem es in den beiden vorherigen Monaten positives Wachstum aufgewiesen hatte. Innerhalb der Industrie entwickelten sich die Wirtschaftszweige jedoch unterschiedlich: Produktionsausweitungen konnten einzig im gewichtigen Bereich Kfz/Kfz-Teile (+4,2 Prozent) verzeichnet werden. Hingegen wurde die Produktion in den Wirtschaftszweigen chemische Erzeugnisse (-1,8 Prozent) sowie bei elektrischen Ausrüstungen (-0,8 Prozent), Metallerzeugnissen (-1,0 Prozent) und von pharmazeutischen Erzeugnissen (-1,6 Prozent) gedrosselt, ebenso im bedeutsamen Maschinenbau (-0,5 Prozent).

Der Warenhandel entwickelte sich zuletzt unter monatlichen Schwankungen tendenziell positiv. Im April hat der weltweite Warenhandel um 0,5 Prozent gegenüber dem Vormonat zugenommen. Aktuelle Frühindikatoren weisen auf eine weitere Belebung hin. Der RWI/ISL-Containerumschlag-Index hat im Februar seinen Aufwärtstrend fortgesetzt und liegt bei 128,8 Punkten. Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sinken dagegen zum dritten Mal infolge. Ohne Berücksichtigung der hohen monatlichen Schwankungen durch Großaufträge ergibt sich im April ein Plus von 2,9 Prozent. Aus dem Inland gab es 0,3 Prozent Bestellungen weniger zu verzeichnen und die Ordereingänge aus dem Ausland stagnierten bei - 0,1 Prozent. Ein kräftiges Plus schlug hier aus dem Euroraum zu Buche (+10,6 Prozent). Dabei stand einem Orderminus aus dem Euro-Raum (-1,4 Prozent) ein Orderplus aus dem Nicht-Euroraum (+0,6 Prozent) gegenüber.
Auch bei den Auftragseingängen war innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes in den einzelnen Bereichen eine unterschiedliche Entwicklung zu beobachten: Die größten Rückgänge wurden bei Herstellern von Sonstigen Fahrzeugen (-15,4 Prozent) verzeichnet. Im Gegensatz dazu konnten Produzenten von Textilien (+10,9 Prozent) und dem Bereich der Metallerzeugung (+3,3 Prozent) Steigerungsraten verbuchen. Auch die bedeutende Kfz-Industrie meldete eine Zunahme der Bestellungen (+4,1 Prozent). Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe wurden in den vergangenen Monaten häufig von Großaufträgen beeinflusst und zeigten starke Schwankungen. Insgesamt ist der Trend jedoch weiterhin rückläufig, so das BMWK.
Der Einzelhandel weist nach Einschätzung des BMWK eine positive Entwicklung auf. Die realen Umsätze im Vorjahresvergleich sind zum zweiten Mal positiv ausgefallen und belaufen sich auf +0,3 Prozent. Die preisbereinigten Umsätze im Einzelhandel allerdings sind im April im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Prozent gesunken, nachdem sie im vorherigen Monat leicht gestiegen waren. Die Stimmung der privaten Haushalte in Deutschland zeigt nach Einschätzung des BMWK Anzeichen einer Stabilisierung. Die Stimmung beim privaten Verbrauch, gemessen an dem ifo-Geschäftsklima im Handel, dem GfK-Konsumklima sowie dem HDE-Konsumbarometer, hellte sich bis zuletzt stetig auf. Die Reallöhne wiesen im ersten Quartal 2024 mit einem Zuwachs von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal den vierten Anstieg in Folge und das stärkste Reallohnwachstum im Vorjahresvergleich seit Beginn der Zeitreihe 2008 auf. Vor allem für Geringverdiener war der Lohnanstieg deutlich überproportional.

Die Inflation stieg im Mai 2024 leicht auf 2,4 Prozent. Damit lag sie etwas höher als im März und April, als sie 2,2 Prozent betrug. Die Energiepreise sind erneut gesunken, zuletzt um 1,1 Prozent. Auch auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen ist eine weiter nachlassende Preisdynamik zu beobachten. Die Erzeugerpreise lagen im April um 3,3 Prozent und die Einfuhrpreise um 1,7 Prozent unter dem Vorjahresmonat. Die Großhandelspreise lagen im April im Vorjahresvergleich um 1,8 Prozent unter Vorjahr.

Stimmungsbasierte Frühindikatoren deuten eine konjunkturelle Erholung an, so das BMWK. Die Geschäftserwartungen in den Unternehmen haben sich laut ifo-Geschäftsklima im April aufgehellt. Und die Wirtschaftsforschungsinstitute gehen in ihrer Gemeinschaftsdiagnose vom Frühjahr zunächst noch von einer wirtschaftlichen Stagnation aus, bevor es im weiteren Jahresverlauf im Zuge rückläufiger Inflation, steigender Löhne und Einkommen, einer anhaltend stabilen Arbeitsmarktentwicklung und zunehmenden Impulsen von der Außenwirtschaft zu einer spürbaren konjunkturellen Belebung kommt.

Der BGA bleibt angesichts der schwachen, uneinheitlichen Entwicklung weiterhin verhalten in seiner Einschätzung der aktuellen Lage. Im Vorjahresvergleich lag das BIP im ersten Quartal 2024 immer noch um 0,9 Prozent niedriger. Eine nachhaltige Trendwende hin zu einem dynamischeren Wachstum erfordert aus Sicht des BGA mutige und entschlossene Schritte. Der BGA hält schnelle und spürbare Wachstumsimpulse, die über die Maßnahmen des Wachstumschancengesetzes hinausgehen und zu effektiveren Ergebnissen führen für dringend erforderlich. Dazu sind umfassendere, rechtliche Vereinfachungen als im Entwurf des Bürokratieentlastungsgesetz IV vorgesehen und steuerliche Reformen im Unternehmensbereich notwendig. Wirtschaftliche Impulse können verstärkt werden, ohne die Schuldenbremse zu lockern.
 

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