Wirtschaftliche Schwächephase im ersten Halbjahr 2023
Die konjunkturelle Dynamik hat sich im März nach zwei schwungvollen Monaten deutlich abgeschwächt, so das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) in seiner Einschätzung zur wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland im Mai 2023. Wichtige Stimmungsindikatoren haben sich zwar weiterhin verbessert, allerdings verzeichneten zum Beispiel die Auftragseingänge in der Industrie den stärksten Rückgang seit der Hochphase der Corona-Pandemie im April 2020. Gerade auch in gesamtwirtschaftlich wichtigen Bereichen wie dem Maschinenbau, der Kfz-Produktion oder den energieintensiven Wirtschaftszweigen kam es zu spürbaren Rückgängen bei der Produktion. Zudem zeigt sich eine durch Kaufkraftverluste gedämpfte Entwicklung des privaten Konsums weiterhin in rückläufigen Umsätzen im Einzelhandel.
Die Produktion im Produzierenden Gewerbe ist im März gegenüber dem Vormonat um 3,4 Prozent merklich gesunken. In den meisten Wirtschaftszweigen der Industrie kam es zu Produktionsrückgängen: Insbesondere der Bereich Kfz und Kfz-Teile meldete eine Abnahme um 6,5 Prozent und auch der ähnlich große Maschinenbau verzeichnete ein spürbares Minus von 3,4 Prozent. Die energieintensiven Wirtschaftszweige haben fast durchweg ihren Ausstoß heruntergefahren. Nur der Bereich Kokerei und Mineralölverarbeitung konnte im Vergleich zum Vormonat mit einem Zuwachs von 1,5 Prozent etwas zulegen. Die Auftragseingänge sanken im März gegenüber dem Vormonat um 10,7 Prozent und gegenüber dem Vorjahr um 11,0 Prozent. Die Nachfrage aus dem Nicht-Euroraum gab dabei um 14,8 Prozent nach, die Nachfrage aus dem Euroraum um 10,8 Prozent und die Inlandsnachfrage um 6,8 Prozent. Insgesamt ergibt sich somit nach Einschätzung des BMWI im ersten Quartal 2023 eine Seitwärtsbewegung zum Vorquartal.
Die Verbraucherpreise sinken im April erneut, liegen aber 7,2 Prozent über dem Vorjahresniveau. Grund für den Rückgang ist maßgeblich der nachlassende Preisdruck bei Nahrungsmitteln. Dieser liegt zwar nach wie vor 17,2 Prozent über dem Vorjahresniveau, er hat aber um 0,8 Prozent zum Vormonat abgenommen. Die Energiepreise sind mit einem Zuwachs von 6,8 Prozent zum Vorjahr im April stärker gestiegen als im März (+3,5 Prozent), allerdings liegt der Zuwachs damit unter der Gesamtrate. Die weiterhin hohen Preise wirken sich dämpfend auf den privaten Konsum und die Einzelhandelsumsätze aus, so das BMWK. Im Vergleich zum März 2022 meldete der Einzelhandel ein reales Umsatzminus von 8,1 Prozent. Der Handel mit Lebensmitteln verzeichnete dabei einen Rückgang zum Vorjahresmonat um 10,6 Prozent. Dies ist der höchste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994.
Damit bestätigt sich die Einschätzung des BGA zum Jahreswechsel 2022/23 auf eine nachlassende Wirtschaftsdynamik, die bis ins erste Halbjahr hineinreicht. So ist es nur ein erster Lichtblick, wenn trotz der fast durchweg rückläufigen Umsatzdaten für den März 2023, die Frühindikatoren für die Stimmung unter den Verbrauchern auf eine Erholung in den kommenden Monaten hindeuten. Das GfK-Konsumklima ist im April zum sechsten Mal in Folge gestiegen. Der BGA geht bei einem weiteren, nachlassenden Preisdruck davon aus, dass sich die aktuelle konjunkturelle Abwärtsentwicklung als zeitliche Schwächephase herausstellen kann und sich Produktion und Auftragseingänge in den kommenden Monaten wieder erholen können. Voraussetzung ist aber, dass sich eine positivere wirtschaftliche Einschätzung durchsetzt und sich dies auch in der Geschäftstätigkeit der Unternehmen spiegelt.
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