Deutsche Wirtschaft steuert durch raue Zeiten
Die deutsche Wirtschaft befindet sich in einem turbulenten Umfeld: Die angekündigten und kurz darauf teilweise wieder ausgesetzten US-Zollerhöhungen haben weltweit die Unsicherheit erhöht, Turbulenzen an den Finanzmärkten ausgelöst und die globalen Handels- und Wachstumsperspektiven gedämpft. Während konsumnahe Dienstleistungen zu Jahresbeginn eine leichte Erholung zeigen, bleibt die Lage im Produzierenden Gewerbe und bei unternehmensnahen Dienstleistungen angespannt. Die Auswirkungen der US-Handelspolitik sind in den aktuellen Wirtschaftsindikatoren noch nicht erfasst. Das Risiko einer deutlichen globalen Wachstumsabschwächung, die auch Deutschland treffen würde, hat erheblich zugenommen. Dies ist zusammengefasst die Einschätzung der wirtschaftlichen Lage in Deutschland des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) im April 2025.
Nach einem positiven Start ins Jahr 2025 ist die Produktion im Produzierenden Gewerbe im Februar gegenüber dem Vormonat um -1,3 Prozent gesunken, so das BMWK weiter. In der Industrie ging die Ausbringung mit -0,5 Prozent nur leicht zurück, während die Rückgänge im Baugewerbe und im Bereich Energie hingegen mit -3,2 Prozent bzw. -3,3 Prozent deutlicher ausfielen. Die Umsätze im Einzelhandel sind im Februar gegenüber dem Vorjahresmonat um 4,4 Prozent gestiegen. Die Neuzulassungen von Pkw insgesamt waren im März gegenüber dem Vorjahresmonat mit -3,9 Prozent rückläufig. Auch die Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt fällt in diesem Jahr außergewöhnlich schwach aus. Die Arbeitslosigkeit ist saisonbereinigt abermals um 26 Tausend Personen gestiegen und die realisierte Kurzarbeit lag im Januar mit 240 Tausend Personen erneut höher als im Vorjahr. Das BMWK rechnet vorerst weiterhin mit einer schwachen Entwicklung am Arbeitsmarkt.
Die Inflation näherte sich im März mit +2,2 Prozent der 2 Prozent-Marke weiter an, wobei der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln zugenommen hat, während die Energiepreise stärker rückläufig waren als zuvor. Die Preise auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen entwickeln sich dabei zunehmend dynamischer, wirken aber insgesamt noch nicht erhöhend auf die Inflationsrate, so das BMWK. Die Erzeugerpreise nahmen im Februar gegenüber dem Vorjahresmonat um 0,7 Prozent zu. Die Einfuhrpreise lagen im Februar um 3,6 Prozent über ihrem Vorjahresniveau. Und die Verkaufspreise im Großhandel haben sich im Februar gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,6 Prozent erhöht.
Der BGA teilt die Einschätzung des BMWK, dass die sprunghaften Ankündigungen protektionistischer Maßnahmen weltweit die Unsicherheit in Unternehmen und privaten Haushalten spürbar verstärkt haben. Dies hat entsprechende negativen Auswirkungen auf die kurzfristigen wirtschaftlichen Perspektiven. Besonders betroffen sind exportorientierte und hochvernetzte Wirtschaftszweige wie beispielsweise Elektronik, Halbleiter, Automobilbau. Angesichts der schwierigen Lage ist zu erwarten, dass die schwache wirtschaftliche Entwicklung sich fortsetzt und von den Unsicherheiten aus dem Welthandel überlagert werden kann. Vor diesem Hintergrund setzt der BGA auf eine Stärkung der Europäischen Union. Mit geschlossenem Handeln zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit und dem Abbau von Bürokratie kann hier viel verbessert werden. Zudem muss nun zügig die Regierungsbildung in Deutschland abgeschlossen werden, um wieder Handlungsfähigkeit zu erreichen. Nur so können die im Koalitionsvertrag zwischen CDU/CSU und SPD vereinbarten Maßnahmen zur Verbesserung und Vereinfachung der Rahmenbedingungen am Standort Deutschland bei Steuern, Abgaben, Kosten und Regulierungen auf den Weg gebracht werden. Dies ist erforderlich, um die Unternehmen in ihren strategischen Entscheidungen aber auch zur Stärkung der Investitions- und Innovationstätigkeit zu unterstützen. Insbesondere betrifft zu bei der Sicherung und Diversifizierung ihrer Lieferketten für die Beschaffung der von Wirtschaft und Verbrauchern benötigten Gütern.


Michael Alber
Geschäftsführer
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