BGA-Talk: Digitaler Euro
Die Erlangung technologischer Souveränität in Europa gehört seit dem Antritt der Trump-Administration zu den Kernzielen der Europäischen Union. Beispiele wie die Dominanz US-amerikanischer Zahlungstechnologieanbieter (Visa, Mastercard oder Paypal) auf den europäischen Märkten nähren diese Diskussion schon länger. Verkürzt gesagt, setzen Kreditkarten-Schemes hiesige Banken massiv unter Druck und europäische Unternehmens- und Konsumentendaten tragen wesentlich zur Wertschöpfungstiefe US-amerikanischer Payment-Dienstleister bei, ohne entsprechende wirtschaftliche Mehrwerte in Europa zu erzeugen. Gleichzeitig hatten die europäischen Banken über Jahre hinweg große Schwierigkeiten, sich auf ein eigenes Payment-Scheme zu verständigen, das die Abhängigkeiten insbesondere von Visa und Mastercard reduzieren könnte.
2023 veröffentlichte die Europäische Zentralbank erste Ideen für den Digitalen Euro (D€). Der D€ soll vor allem im B2C- und G2C-Zahlungsverkehr gesetzliches Zahlungsmittel werden und durch die Erlangung hinreichender Marktanteile, so die EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die Marktmacht der amerikanischen Technologien reduzieren. Im Gegensatz zu Zahlungen mit Girocard und anderen Produkten soll der Wallet-basierte D€ EZB-Geld enthalten, das allerdings durch die europäischen Banken verpflichtend distribuiert werden soll. Der gesetzliche Rahmen soll bis Ende 2025 stehen. Zielmarke für die europaweite Einführung ist 2028.
Auch wenn der B2B-Zahlungsverkehr ursprünglich nicht Teil des D€ war, hat die EZB 2024 damit begonnen, Gespräche mit den großen Branchenverbänden in Brüssel zu führen, um mögliche Use Cases zu diskutieren. In der neuesten Version des D€-Rulebooks tauchen entsprechende Überlegungen zwar nicht auf, doch scheinen einzelne Vertreterinnen und Vertreter der EZB und der Europäischen Kommission an der B2B-Perspektive festhalten zu wollen, um den D€ insbesondere gegenüber dem Widerstand der europäischen Banken zu stärken.
Vor dem Hintergrund dieser unübersichtlichen Situation hat der BGA einen Lunch-Talk zum D€ veranstaltet, der sowohl die Grundlagen des D€ beleuchtete als auch die kritische Perspektive der Deutschen Kreditwirtschaft und die Perspektiven für den B2B-Zahlungsverkehr einbezog. Gastreferent war Christian Schäfer, Head of Payments beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) und früherer Kopf hinter dem Rulebook für den D€ bei der EZB.
Nach der Beleuchtung der Grundlagen kritisierte Schäfer vor allem den geringen Fokus der EZB auf Usability und Use Cases, die zu Bezahlarten wie Apple Pay oder Google Pay, zu denen der D€ nicht konkurrenzfähig sei. Klar ist aber auch, dass der Digitale Euro bei erfolgreicher Einführung die Positionen der Banken potenziell schwächen könnte und einen weiteren Konkurrenten für den europäischen Bezahldienst Wero bedeuten würde, an dem die EZB nicht beteiligt ist.


Michael Nitsche
Abteilungsleiter Digitalpolitik
Am Weidendamm 1 a, 10117 Berlin
030 59 00 99 582
michael.nitsche@bga.de
BGA-Talk: Digitaler Euro
Die Erlangung technologischer Souveränität in Europa gehört seit dem Antritt der Trump-Administration zu den Kernzielen der Europäischen Union. Beispiele wie die Dominanz US-amerikanischer Zahlungstechnologieanbieter (Visa, Mastercard oder Paypal) auf den europäischen Märkten nähren diese Diskussion schon länger. Verkürzt gesagt, setzen Kreditkarten-Schemes hiesige Banken massiv unter Druck und europäische Unternehmens- und Konsumentendaten tragen wesentlich zur Wertschöpfungstiefe US-amerikanischer Payment-Dienstleister bei, ohne entsprechende wirtschaftliche Mehrwerte in Europa zu erzeugen. Gleichzeitig hatten die europäischen Banken über Jahre hinweg große Schwierigkeiten, sich auf ein eigenes Payment-Scheme zu verständigen, das die Abhängigkeiten insbesondere von Visa und Mastercard reduzieren könnte.
2023 veröffentlichte die Europäische Zentralbank erste Ideen für den Digitalen Euro (D€). Der D€ soll vor allem im B2C- und G2C-Zahlungsverkehr gesetzliches Zahlungsmittel werden und durch die Erlangung hinreichender Marktanteile, so die EZB-Präsidentin Christine Lagarde, die Marktmacht der amerikanischen Technologien reduzieren. Im Gegensatz zu Zahlungen mit Girocard und anderen Produkten soll der Wallet-basierte D€ EZB-Geld enthalten, das allerdings durch die europäischen Banken verpflichtend distribuiert werden soll. Der gesetzliche Rahmen soll bis Ende 2025 stehen. Zielmarke für die europaweite Einführung ist 2028.
Auch wenn der B2B-Zahlungsverkehr ursprünglich nicht Teil des D€ war, hat die EZB 2024 damit begonnen, Gespräche mit den großen Branchenverbänden in Brüssel zu führen, um mögliche Use Cases zu diskutieren. In der neuesten Version des D€-Rulebooks tauchen entsprechende Überlegungen zwar nicht auf, doch scheinen einzelne Vertreterinnen und Vertreter der EZB und der Europäischen Kommission an der B2B-Perspektive festhalten zu wollen, um den D€ insbesondere gegenüber dem Widerstand der europäischen Banken zu stärken.
Vor dem Hintergrund dieser unübersichtlichen Situation hat der BGA einen Lunch-Talk zum D€ veranstaltet, der sowohl die Grundlagen des D€ beleuchtete als auch die kritische Perspektive der Deutschen Kreditwirtschaft und die Perspektiven für den B2B-Zahlungsverkehr einbezog. Gastreferent war Christian Schäfer, Head of Payments beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) und früherer Kopf hinter dem Rulebook für den D€ bei der EZB.
Nach der Beleuchtung der Grundlagen kritisierte Schäfer vor allem den geringen Fokus der EZB auf Usability und Use Cases, die zu Bezahlarten wie Apple Pay oder Google Pay, zu denen der D€ nicht konkurrenzfähig sei. Klar ist aber auch, dass der Digitale Euro bei erfolgreicher Einführung die Positionen der Banken potenziell schwächen könnte und einen weiteren Konkurrenten für den europäischen Bezahldienst Wero bedeuten würde, an dem die EZB nicht beteiligt ist.


Michael Nitsche
Abteilungsleiter Digitalpolitik
Am Weidendamm 1 a, 10117 Berlin
030 59 00 99 582
michael.nitsche@bga.de