Die konjunkturelle Erholung verzögert sich weiterhin
Die deutsche Wirtschaft dürfte sich nach vorliegenden Indikatoren im dritten Quartal 2024 noch nicht aus ihrer Schwächephase gelöst haben,“ lautet zusammenfassend die Bewertung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland im Oktober 2024.
Die deutsche Wirtschaft, so das BMWK, zeigt im dritten Quartal 2024 weiterhin Anzeichen einer Schwächephase, gekennzeichnet durch eine rückläufige Industrieproduktion und ein sich verschlechterndes Geschäftsklima, insbesondere im Verarbeitenden Gewerbe. Auch der Dienstleistungssektor spürt diese Abkühlung, obwohl der private Konsum durch eine leichte Erholung der Einzelhandelsumsätze und steigende Kfz-Neuzulassungen eine gewisse Stabilisierung erfährt. Die Bundesregierung erwartet für das dritte Quartal erneut eine schrumpfende Wirtschaftsleistung, was auf eine „technische Rezession“ hinweist. Im kommenden Jahr 2025 wird jedoch mit einer allmählichen Erholung der Wachstumsdynamik gerechnet, die durch eine anziehende Auslandsnachfrage und eine Verbesserung der Investitionen unterstützt werden soll, flankiert von politischen Maßnahmen zur Förderung von Investitionen und Konsum.
Die Konjunkturindikatoren zeigen nach der Einschätzung des BMWK insgesamt noch ein ambivalentes Bild. Die Produktion im Produzierenden Gewerbe stieg im August um 2,9 Prozent gegenüber dem Vormonat, nachdem der Ausstoß im Juli noch um 2,9 Prozent gesunken war. Sowohl die Bauproduktion als auch die Industrieproduktion stiegen leicht um 2,3 Prozent bzw. 3,4 Prozent. Innerhalb der Industrie entwickelten sich die Wirtschaftszweige jedoch unterschiedlich: Produktionsrückgänge verzeichneten der bedeutsame Maschinenbau (-0,9 Prozent), die Hersteller von Nahrungs- und Futtermitteln (-3,8 Prozent), von chemischen Erzeugnissen (-1,8 Prozent) sowie auch der Bereich Datenverarbeitungsgeräte, elektrische und optische Erzeugnisse (-0,9 Prozent). Demgegenüber vermeldeten die Hersteller von Kfz und Kfz-Teilen (+19,3 Prozent), Metallerzeugnissen (+1,3 Prozent), elektrischen Ausrüstungen (+3,2 Prozent) sowie Gummi und Kunststoffwaren (+2,2 Prozent) zum Teil deutliche Anstiege.
Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe waren zuletzt wieder rückläufig, nachdem sie in den beiden Vormonaten auf niedrigem Niveau zugelegt hatten. Sie sind im August gegenüber dem Vormonat um 5,8 Prozent gesunken. Ohne Berücksichtigung der hohen monatlichen Schwankungen durch Großaufträge ergibt sich im Mai ein Minus von 3,4 Prozent. Insbesondere aus dem Inland gibt es weniger Bestellungen zu verzeichnen (-10,9 Prozent) und auch die Ordereingänge aus dem Ausland fielen mit –2,2 Prozent deutlich. Bei den Auftragseingängen war innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes in den einzelnen Bereichen eine unterschiedliche Entwicklung zu beobachten: Während die Bereiche Pharmazeutische Erzeugnisse (+7,3 Prozent), Maschinenbau (+6,9 Prozent) und Metallerzeugung (+3,3 Prozent) merkliche Zuwächse verbuchen konnten, mussten die Bereiche Kfz und Kfz-Teile (-0,5 Prozent), Chemie (-3,2 Prozent), Daten-, elektrische und optische Geräte (-5,0 Prozent), elektrische Ausrüstungen (-6,6 Prozent), Metallerzeugnisse (-14,1 Prozent) und vor allem der stark von Großaufträgen geprägte sonstige Fahrzeugbau (-50,9 Prozent) Odereinbußen hinnehmen.
Die preisbereinigten Umsätze im Einzelhandel sind im Vorjahresvergleich sowohl im Juli (+1,5 Prozent) als auch im August (+1,6 Prozent) positiv ausgefallen. Gegenüber dem Vorjahresmonat meldete der Einzelhandel im August ein reales Umsatzplus von 2,0 Prozent. Die Stimmung der privaten Haushalte in Deutschland zeigt nach Einschätzung des BMWK nach der enttäuschenden Entwicklung der vergangenen Monate Anzeichen einer Bodenbildung. Die Verbraucherstimmung zeigte sich nach Indizes wie dem GfK-Konsumklimaindex und dem HDE-Konsumbarometer zuletzt uneinheitlich. Positive Effekte hatten laut Institut zuletzt verbesserte Einkommensaussichten, nachdem in den vorherigen Monaten dämpfende Faktoren in Folge der geopolitischen Krisen und einer gestiegener Arbeitsplatzunsicherheit dominierten. Sorgen um Jobsicherheit und geopolitische Krisen stellen allerdings nach wie vor Risikofaktoren für eine nachhaltige Erholung des Konsumklimas dar.
Die Inflation ist im September auf +1,6 Prozent gefallen, nachdem sie im August +1,9 Prozent betragen hatte. Begünstigt wurde dies durch einen preisdämpfenden Effekt durch billigere Energie. Im September lagen die Energiepreise um -7,6 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die Preise auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen tendieren zwar seit dem Frühjahr im Vormonatsvergleich wieder leicht aufwärts: Die Erzeugerpreise erhöhten sich im August gegenüber Juli leicht um 0,2 Prozent. Im Vorjahresvergleich gingen sie jedoch um 0,8 Prozent zurück. Die Einfuhrpreise nahmen im August im Vormonatsvergleich um 0,4 Prozent ab und lagen mit +0,2 Prozent geringfügig über ihrem Vorjahresniveau. Die Verkaufspreise im Großhandel sanken im August gegenüber dem Vormonat um 0,8 Prozent und gegenüber dem Vorjahresmonat um 1,1 Prozent.
Die Frühindikatoren deuten auf eine weiterhin gedrückte Stimmung am Arbeitsmarkt hin: Das IAB-Arbeitsmarktbarometer hat sich im September leicht eingetrübt. Die Zahl der bei der BA gemeldeten Stellen ist zwar nur leicht gesunken, das ifo Beschäftigungsbarometer weist jedoch abermals auf eine deutlich abnehmende Einstellungsbereitschaft der Unternehmen, insbesondere in der Industrie und im Handel hin. Die Aussichten auf eine Belebung am Arbeitsmarkt im weiteren Jahresverlauf haben sich damit erneut eingetrübt.
Der BGA bleibt angesichts der schwachen, uneinheitlichen Entwicklung weiterhin verhalten in seiner Einschätzung der aktuellen Lage. Dies unterstreicht auch die BGA-Konjunkturumfrage vom Sommer 2024, die in der aktuell erschienen aktuellen Ausgabe von Trends und Analysen Großhandel detailliert erläutert wird. Eine konjunkturelle und strukturelle Krise zeichnet sich nach Einschätzung des BGA ab. Es bedarf einer politischen Umsteuerung in Richtung Stärkung des Standortes Deutschland durch angebotsorientierte Maßnahmen. Dazu gehören weniger bürokratischer Auflagen und bessere Rahmenbedingungen für Investitionen und Wachstum.
(Quelle: BMWK, Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Oktober 2024, Pressemitteilung vom 14. Oktober 2024)
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