25.04.2024

PHAGRO-Kennzahlen 2023: Marge sinkt auf Tiefstwert

Der vollversorgende pharmazeutische Großhandel verdient immer weniger Geld: Im Jahr 2023 ist die gesetzliche Großhandelsmarge für rezeptpflichtige Arzneimittel auf einen historischen Tiefstwert gesunken. Das zeigen Kennzahlen des Kölner Instituts für Handelsforschung (IFH), die der PHAGRO | Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels vorgestellt hat. „Die Schere zwischen Umsatz und Marge geht immer weiter auseinander. Das zeigt: Wir müssen dringend wieder zu einer leistungsgerechten Vergütungsstruktur kommen“, sagt der PHAGRO-Vorsitzende Marcus Freitag.

Die vollversorgenden pharmazeutischen Großhandlungen in Deutschland haben im Jahr 2023 laut dem IFH 40,38 Milliarden Euro umgesetzt. Davon macht der Umsatz mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln (Rx) mit 85 Prozent den größten Anteil aus. Gleichzeitig sinkt die nominelle gesetzliche Großhandelsmarge1 für Rx-Medikamente kontinuierlich. Betrug sie 2017 noch 4,39 Prozent, sank sie auf 3,92 Prozent im Jahr 2022 und erreichte mit 3,86 Prozent im Jahr 2023 einen neuen Tiefstwert. „Die PHAGRO-Mitgliedsunternehmen leisten als Teil der kritischen Infrastruktur in jedem Jahr mehr, um die Arzneimittelversorgung in einer älter werdenden Gesellschaft sicherzustellen – und das zu wirtschaftlich immer schwierigeren Bedingungen”, sagt der PHAGRO-Vorsitzende Marcus Freitag. „Die Kosten im Pharmagroßhandel steigen stetig, während die Struktur der gesetzlichen Vergütung des Großhandels unangetastet bleibt.” Der Großhandel erhält pro Arzneimittelpackung einen Zuschlag von 3,15 Prozent auf den Abgabepreis des Herstellers plus 73 Cent.

Ein wesentlicher Faktor für das Auseinanderdriften von Umsatz und Marge ist der ungebrochene Trend zu immer mehr hochpreisigen Medikamenten. Denn je teurer das Arzneimittel, desto niedriger fällt die Großhandelsmarge aus. Der Grund dafür ist die Kappungsgrenze in der gesetzlichen Großhandelsvergütung, die für Arzneimittel ab einem Packungpreis von 1.200 Euro greift. Egal, wie viel teurer das Arzneimittel in der Beschaffung ist, die Vergütung des Großhandels wird bei 38,53 Euro gedeckelt. Dabei sind die Ausfallrisiken und Kosten dieser Medikamente besonders hoch.

2023 hat der Pharmagroßhandel so viele hochpreisige Medikamente abgegeben wie noch nie: Die Preise von 4,7 Millionen Packungen lagen oberhalb der Kappungsgrenze. Deren Menge hat sich innerhalb von sechs Jahren nahezu verdoppelt. Stark gestiegen sind somit auch die Kosten für die Vorfinanzierung von Medikamenten: Pharmazeutische Großhandlungen gewähren Apotheken häufig Zahlungsziele bis die Krankenkassen die Erstattung an Apotheken überweisen. Im Jahr 2023 haben die PHAGRO-Mitgliedsunternehmen Vorfinanzierungsleistungen von 4,39 Milliarden Euro erbracht. Im Vorjahr waren es 4,37 Milliarden Euro, sechs Jahre zuvor lediglich 3,56 Milliarden Euro. Für den Großhandel ist die Zunahme der hochpreisigen Arzneimittel in Verbindung mit der Kappungsgrenze gerade in der aktuellen Hochzinsphase fatal. Denn immer mehr teure Arzneimittel binden immer mehr Kapital bei steigenden Kosten und niedrigeren Margen. Notwendige Investitionen in die Zukunftsfähigkeit der Arzneimittelversorgung sind so für die PHAGRO-Mitgliedsunternehmen kaum noch möglich.

„Von Jahr zu Jahr wird deutlicher: Der Großhandel braucht dringend eine Reform seiner gesetzlichen Vergütung. Die veraltete Preispolitik verschärft auch die aktuellen Probleme der Lieferengpässe. Die Bundesregierung muss dringend reagieren und bereits jetzt alle notwendigen Schritte für eine fachliche Überprüfung der gesetzlichen Großhandelsvergütung zur Sicherung der Arzneimittelversorgung einleiten“, erklärt Freitag. „Nach der Generikaversorgung darf nun nicht auch noch der Pharmagroßhandel kaputtgespart werden.”

Grafiken zu den aktuellen PHAGRO-Kennzahlen stehen hier zur Verfügung: https://www.phagro.de/dossier/zahlen_daten_fakten/.

PHAGRO-Pressemitteilung vom 11. April 2024