02.03.2023

Transformation 2023

Konferenz zum Thema nachhaltiger Export von Obst- und Gemüse aus Ghana

Wie gelingt es, die Ghanaischen Exporte im Frucht- und Gemüsesektor nach Europa nachhaltig zu steigern und was sind hierbei die größten Herausforderungen? Ist die EU trotz steigender Anforderungen ein attraktiver Handelspartner und wie können auch Kleinbauern die Kriterien europäischer Importeure erfüllen? Um diese und weitere spannende Fragestellungen ging es auf der zweitägigen Konferenz in Accra im Januar 2023, die der BGA gemeinsam mit dem Partnerverband FAGE (The Federation of Association of Ghanaian Exporters) im Rahmen des PartnerAfrika-Projektes organisierte. Auch die ghanaische Regierung zeigte großes Interesse an der Konferenz – so teilten sowohl der stellvertretende ghanaische Wirtschafts- als auch der Landwirtschaftsminister ihre Ansichten und Strategien mit den Konferenzteilnehmern im Rahmen von Redebeiträgen. Über 130 Teilnehmer, die auch aus dem Umland anreisten, folgten zwei Tage lang angeregt den Impulsvorträgen, beteiligten sich an den Paneldiskussionen und nahmen an interaktiven Workshops teil.

Die größten Herausforderungen im Export
Im Fokus des ersten Konferenztages standen die größten im PartnerAfrika-Projekt identifizierten Herausforderungen, die den Export von Gemüse und Obst aus Ghana erschweren – Es ging um die Verbesserung der Bodenqualität, um die steigenden Anforderungen der EU und seiner Mitgliedsstaaten (zu den Themen: Sorgfaltspflichten, CO2-Beschränkung, Verpackung und Dünger) beim Import von Produkten in den europäischen Markt sowie um die Potentiale der Digitalisierung im Hinblick auf transparente Lieferketten. Drei Experten der University of Ghana demonstrierten anhand von Experimenten mit Bodenproben, wie sich die Bodenqualität und somit der Ernteertrag mit dem Einsatz von biologischem, lokal produzierten Dünger verbessern lässt. Anschließend berichteten Produzenten verschiedener Produktgruppen von ihren Erfahrungen mit der biologischen Bodenbehandlung. Nachdem es um die Verbesserung der Produktqualität im Land ging, ging es um die steigenden Anforderungen der EU an seine Handelspartner – das deutsche Lieferkettengesetz wurde ausführlich erläutert und den Teilnehmenden Hilfestellungen zur Vorbereitung auf das Gesetz gegeben. Im Nachgang entstand eine rege Diskussion – hier wurde deutlich, wie stark der Wissensstand der Teilnehmenden variiert, obwohl das Gesetz bereits in Kraft ist. Vermehrt wurde das Unverständnis darüber geäußert, dass die Anforderungen des neuen Gesetzes noch nicht vollumfänglich über ein Zertifikat abgedeckt werden. Ein weiteres Highlight des ersten Tages war die Präsentation des Prototyps des digitalen Exportmanagementsystems durch zwei IT-Experten. Mit dem System soll eine zentrale Stelle geschaffen werden, über die Handelsdokumente digital gesichert und dem Importeur zur Verfügung gestellt werden können. Außerdem soll es über das System möglich sein, Informationen über die Bodenqualität, den Düngereinsatz sowie den Ernteerfolg zu sichern und den „Best-Practice“-Austausch unter den Produzenten zu fördern.

Erfahrungsaustausch und Kooperation – der Wettbewerb findet nicht in Ghana statt
Am zweiten Tag der Konferenz standen die Erkenntnisse, die im Rahmen des PartnerAfrika-Projektes mit den verschiedenen Partnerverbänden erarbeitet wurden, im Vordergrund. Im Rahmen von Workshops zu den einzelnen Produkten (Süßkartoffel, Mango, Ananas, Chili und Okra-Schote) berichteten Farmer und Exporteure von ihren Strategien im Anbau und bei der Suche von Absatzmöglichkeiten. Ebenfalls an den Workshops nahmen verschiedene Vertreter ghanaischer Organisationen teil, die den Export ins Ausland fördern bzw. regulieren (GEPA – Ghana Export Promotion Authority; PPRSD – Profile and Services provided by the Plant Protection & Regulatory Services). Abgerundet wurde der zweite Konferenztag von einem Panel zum Thema Frauenförderung in der Landwirtschaft. Vertreterinnen kleinerer ghanaischer Unternehmen berichteten von ihren Erfolgen aber vor allem den Herausforderungen für Frauen in Führungspositionen. Im ghanaischen Agrarsektor sind Frauen vor allem in niedrigeren Positionen wie auf dem Feld oder im Packhaus, nicht aber in Führungspositionen tätig. Hier muss sich dringend etwas ändern – so waren sich die Konferenzteilnehmenden einig.

Die Transformation des ghanaischen Agrarsektors ist in vollem Gange – das Potential ist groß, doch die Möglichkeiten bislang kaum ausgeschöpft. Der Erfahrungsaustausch der Produzenten untereinander ist essentiell, um sich gegenüber ausländischen Wettbewerbern zu behaupten. Insbesondere den Ghanaischen Verbänden des Frucht- und Gemüsesektors kommt hier eine tragende Rolle zu – sie vernetzen, identifizieren die größten Herausforderungen und vertreten die Interessen ihrer Mitglieder. Im Juni 2023 endet das BGA-PartnerAfrika-Projekt. Nichtsdestotrotz wird der Ghanaische Dachverband FAGE die Projekterfolge sichern. Für die Mitglieder war die Konferenz der Auftakt für die nachhaltige Transformation des Sektors und die stetige Steigerung der Exporte in den europäischen Markt.