20.02.2023

Wertschöpfung bei Naturprodukten steigern

An der Schnittstelle von Außenhandel und Entwicklungszusammenarbeit, Teil 3: Sektor „Natürliche Zutaten“

Natürliche Zutaten für Lebensmittel, Pharmazie und Kosmetik sind ein wichtiger Schwerpunkt des Import Promotion Desk (IPD). Die IPD-Experten übernehmen das Sourcing der Produkte, prüfen Lieferanten vor Ort und vernetzen sie mit interessierten Importeuren aus Europa. Das IPD arbeitet mit Produzenten aus 14 Partnerländern zusammen: Ägypten, Äthiopien, Côte d’Ivoire, Ecuador, Ghana, Indonesien, Kenia, Kolumbien, Madagaskar, Marokko, Sri Lanka, Tunesien, der Ukraine und Usbekistan. Das Produktsortiment ist entsprechend vielfältig und umfasst Öle, Extrakte, Kräuter, Gewürze, verarbeitetes Obst und Gemüse, Nüsse, Getreide und Saaten und vieles mehr. Bei der Auswahl prüft das IPD, ob eine Nachfrage für die Produkte auf dem europäischen Markt besteht. Zugleich achten die IPD-Experten auf hohe Qualität, notwendige Zertifizierungen, ausreichende Liefermengen sowie auf kurze und transparente Lieferketten. Ziel ist es, Direktimporte ohne Zwischenhändler zu fördern, um so die Wertschöpfung vor Ort zu verbessern und den Anforderungen an die Nachverfolgbarkeit gerecht zu werden. In der aktuellen Serie stellt der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V. (BGA), der zusammen mit der Entwicklungsorganisation sequa gGmbH die Initiative zur Importförderung ins Leben gerufen hat, die Sektoren vor, in denen das IPD aktiv ist. Im dritten Teil liegt der Fokus auf der Produktgruppe „Natürliche Zutaten“.

Viele natürliche Zutaten aus Entwicklungs- und Schwellenländern sind in Europa stark nachgefragt. Insbesondere Produkte in Bio-Qualität sind beliebt. Einkäufer sind daher immer wieder auf der Suche nach neuen Bezugsquellen und nutzen dabei die neutralen und kostenfreien IPD-Services. In den IPD-Partnerländern ist die Produktion von natürlichen Zutaten von entwicklungspolitischer Relevanz: Die Vermarktung hochwertiger Naturprodukte hat eine große Bedeutung für die nachhaltige Entwicklung der Land- und Forstwirtschaft. Früher waren Entwicklungsländer in erster Linie Lieferanten für Rohstoffe. Wenn die Rohprodukte aber vor Ort auch weiterverarbeitet werden, entstehen neue Wertschöpfungsketten – und damit auch neue Arbeitsplätze und neue Erwerbsquellen, insbesondere für die ländliche, einkommensschwache Bevölkerung.

Biodiversität in den IPD-Partnerländern: Große Vielfalt
Die IPD-Partnerländer überzeugen durch gute klimatische Bedingungen, hochwertige Böden und eine sehr große Biodiversität. Ecuador und Kolumbien z.B. haben ideale natürliche Voraussetzungen für den Anbau einer großen Vielfalt von landwirtschaftlichen Produkten und für ausgedehnte, oft ganzjährige Vegetationsperioden. Eine große Biodiversität bieten auch Indonesien mit seinen über 17.000 Inseln sowie Sri Lanka, die Gewürzinsel, mit ihrem Reichtum an natürlichen Ressourcen. Auch viele der afrikanischen Partnerländer, wie Kenia, sind bekannt für gute agroklimatische Verhältnisse. Äthiopien und Marokko haben beispielsweise ein großes Bio-Potenzial, weil viele der Familienbetriebe traditionell auf Pestizide verzichten und es so viel unbehandelte Fläche gibt. „Ein weiteres wichtiges Argument für die afrikanischen Länder wie auch Ägypten, Cote d’Ivoire, Ghana, Tunesien, ist ihre geographische Lage“, sagt Caroline Moraza, IPD Spezialistin Sourcing + Märkte und zuständig für Afrika. „Viele Importeure wollen die Vorteile der Äquatornähe mit der Nähe zu Europa und somit kurzen Wegen verbinden.“

Sorgfältige Auswahl: Markt im Blick
Die IPD-Experten achten bei ihrer Auswahl der Unternehmen auf klar definierte Kriterien. „Qualität spielt dabei eine große Rolle, aber auch die Zuverlässigkeit und Professionalität der Unternehmen“, so Angie Martinez, IPD Spezialistin Sourcing + Märkte und Expertin für Indonesien und Sri Lanka. „Denn wir wollen eine Grundlage für nachhaltige Geschäftsbeziehungen schaffen.“ Zudem haben die Experten den EU-Markt im Blick. Produkt-Zertifizierungen werden für Unternehmen in Deutschland und Europa immer wichtiger, entsprechend achten die IPD-Experten bei der Auswahl darauf – sei es Bio-Siegel, ISO-Standards, HACCP, IFS, BRC oder Fairtrade. Sie bereiten die Unternehmen auf die Marktanforderungen vor und informieren sie über aktuelle Trends. Bei der Auswahl der Produktkategorien berücksichtigen sie darüber hinaus die Nachfragesituation auf dem EU-Markt.

Einblicke in das Produktsortiment

  • Verarbeitete Früchte

Viele Unternehmen im IPD-Programm bieten weiterverarbeitetes Obst und Gemüse an. Die Verarbeitung zu Fruchtpulpen, -pulver und -extrakten, zu eingelegtem Gemüse, gefriergetrockneten oder tiefgefrorenen Produkten bietet einerseits eine gute Möglichkeit der Konservierung, und andererseits bereichern die Produkte das Lebensmittelangebot auf dem europäischen Markt.
Verarbeitet werden u.a. tropische und subtropische Früchte, darunter auch sogenannte „Superfruits“ mit einer hohen Konzentration von Nährstoffen. „Diese sogenannten Exoten sind im reifen Zustand sehr druckempfindlich und nur kurz haltbar“, erklärt María Paula Gómez, Südamerika Expertin und Spezialistin Sourcing + Märkte beim IPD. „Durch die Verarbeitung werden das Aroma der Früchte und auch der Nährstoffgehalt gut erhalten sowie die Wertschöpfung erhöht.“ So entstehen aus Mango-, Ananas- und Guanábana-Pulpen farbenfrohe Fruchtpulver aus Ecuador und Kolumbien.

Eine weitere Spezialität, die eine große Nachfrage erzielt, kommt aus Ghana: luftgetrocknete Schalen von Zitrusfrüchten. Der biologische Ursprung der Orangen, Zitronen, Limetten und Grapefruits ist für die Verarbeitung Voraussetzung. Die Früchte kommen sowohl von Bio-Plantagen als auch von Kleinbauern, die Zitrusfrüchte auf ihrem Land traditionell anbauen
Weitere Beispiele:

  • Avocado in Stücken, Avocado-Pulpen und Guacamole aus Kolumbien
  • Getrocknete Ananas, Physalis, Papaya und Jackfruit aus Madagaskar, Sri Lanka und Kenia
  • Getrocknete Feigen, Pflaumen und Aprikosen aus Usbekistan
  • Blau-, Him- und Brombeeren – gefriergetrocknet und als TK-Ware – aus der Ukraine
  • u.v.m.
  • Gewürze und ätherische Öl

Zimt, Pfeffer, Nelken, Kardamom, Muskatnuss und Vanille sind einige Beispiele von der Gewürzinsel Sri Lanka. Eine Besonderheit von der Insel ist Ceylon-Zimt, der im Vergleich zu Cassia-Zimt oft als der echte Zimt bezeichnet wird. Auch Ceylon-Pfeffer ist außergewöhnlich: Er unterscheidet sich von anderen Pfeffersorten und Herkunftsländern durch seinen hohen Piperingehalt. Das IPD unterstützt viele Unternehmen dabei, ihre Produkte, oftmals in Bio-Qualität, auf den europäischen Markt zu bringen.
Auch Indonesien produziert eine große Anzahl an Gewürzen und zugleich ist das Land für seine ätherischen Ölen bekannt. Für Patchouli-, Nelken-, Muskatnuss und Citronellaöl sowie Eugenol ist Indonesien der weltweit größte Lieferant. Darüber hinaus exportiert das Land rund 40 weitere ätherische Öle. „Die Produkte werden zu 100 Prozent in Indonesien hergestellt – vom Rohmaterial über die Destillation bis zur Verpackung“, fasst Angie Martinez zusammen. „Viele Kleinbauern und Sammler sowie Destillations- und Verarbeitungsbetriebe sind an der Produktion beteiligt. Sie sind alle Experten auf ihrem Gebiet. Das macht die Qualität der ätherischen Öle aus Indonesien aus.“

Weitere Beispiele:

  • Verschiedene Chili-Sorten in pürierter, getrockneter sowie gesalzener und geräucherter Form aus Ecuador
  • Große Auswahl an Kräutern wie Thymian, Rosmarin und Zitronenverbene aus Marokko, Kurkuma, Gewürznelken und Kreuzkümmel aus Äthiopien und Ingwer, Koriander und Fenchelsamen aus Tunesien.
  • u.v.m.
     

Kakao und alternative Süßungsmittel
Das IPD unterstützt viele Kakao-Produzenten aus Ecuador. Sie verarbeiten die besonders hochwertige Sorte „Arriba Nacional“ und stellen neben Kakaobohnen auch eine große Auswahl an Kakaoerzeugnissen her, darunter Kakao-Fruchtpulpen, -Pulver, -Paste, -Butter, -Nibs und auch Kuvertüre. Aus Ecuador und Kolumbien bringt das IPD auch alternative Süßungsmittel auf den EU-Markt: Panela bzw. Rohrohrzucke.
Auch Datteln sind für ihren süßen Geschmack bekannt, jedoch als Süßungsmittel wird Dattelsirup noch selten verwendet. „Der Sirup hat aber Potenzial“, stellt Caroline Moraza fest. „Es ist ein Fruchtzucker mit besonderer Geschmacksnote, dem Dattelgeschmack.“ Verschiedene Sorten von Datteln sowie weitere Produkte, wie Dattelsirup, -zucker und -Brotaufstrich, bieten Unternehmen aus Ägypten, Marokko und Tunesien an.
Weitere Beispiele:

  • Kokosblütenzucker in Bio- Qualität sowie viele weitere Kokosprodukte aus Indonesien
  • Kithulsirup (Blütensaft der Kithul-Palme) von Sri Lanka, ein innovatives Süßungsmittel mit einzigartigem Geschmack
  • u.v.m.

Sind Sie an weiteren Informationen zum IPD-Produktangebot interessiert?
Dann besuchen Sie den IPD-Stand auf der BIOFACH: Halle A3 220
Über 160 Bio-Produkte von mehr als 50 Unternehmen stellen IPD und Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) gemeinsam unter dem Motto „Organic Sourcing for Development“ auf der Biofach aus, die vom 14. bis 17. Februar in Nürnberg stattfindet. Das Angebot umfasst u.a. Kokosprodukte aus Indonesien und Sri Lanka, Kakaoprodukte aus Ecuador, getrocknete exotische Früchte aus Madagaskar, Macadamia Nüsse aus Kenia, Datteln aus Tunesien, Sheabutter aus Cote d’Ivoire, Moringa aus Äthiopien und Madagaskar und Birkenwasser aus der Ukraine.

Weitere Informationen über die IPD Leistungen im Sektor „Natürliche Zutaten“: https://www.importpromotiondesk.de/produktbereiche/natuerliche-zutaten/

Kontakt:
María Paula Gómez
IPD Spezialistin Sourcing + Märkte
gomez@importpromotiondesk.de