WAA diskutiert Selbstversorgung und Versorgungssicherheit
Unter dem Titel: „Selbstversorgung vs. Versorgungssicherheit – wie diversifiziert oder wie abhängig sind wir?“ stand die 259. Sitzung des Wirtschaftsausschusses für Außenhandelsfragen (WAA) beim Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) stand am 24. September 2025.
Zu Beginn begrüßte Antje Frehse, Leiterin der Abteilung EU-Angelegenheiten, Gemeinsame Agrarpolitik, Internationale Zusammenarbeit und Welternährung im BMLEH, die Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Sie kündigte einen Politikwechsel an: Wirtschaftliche Interessen sollen stärker in den Fokus rücken, die Agrardiplomatie ausgebaut und Bürokratie abgebaut werden. Zudem arbeitet das Haus an einer Exportstrategie, um neue Märkte zu erschließen, bestehende zu sichern und Zuliefermärkte zu gewinnen. Diversifizierung sei notwendig – aber kein Selbstläufer.
Es folgten drei Impulsvorträge aus Wissenschaft und Praxis. Das Jacques Delors Centre der Hertie School analysierte die aktuellen Machtverhältnisse zwischen EU und USA. Ein jüngst erzielter Handelskompromiss sei wirtschaftlich zwar verkraftbar, politisch jedoch sehr teuer gewesen, da die EU de facto gezwungen werde, gegen WTO-Recht zu verstoßen. Mit Blick auf China wurde hervorgehoben, dass Überkapazitäten infolge der US-Zollpolitik verstärkt nach Europa drängten und zu erheblichen Wettbewerbsverzerrungen führten. Empfohlen wurden daher gezielte statt pauschaler Antworten, der Abschluss neuer Freihandelsabkommen, eine Stärkung des Binnenmarkts sowie eine Reform der WTO im Sinne eines „Club of the Willing“.
Das Thünen-Institut beleuchtete die Krisenresilienz der Nutztierhaltung. Zwar könnten die meisten Betriebe einen 72-stündigen Stromausfall überstehen, doch die Mischfutterproduktion und Schlachtungen würden zum Erliegen kommen. Ein längerer Ausfall der Lieferketten könne die Ernährungssicherheit gefährden. Vor diesem Hintergrund wurde die Frage aufgeworfen, ob Resilienzmaßnahmen für schwere Krisen in der Verantwortung einzelner Unternehmen liegen oder ob sie auf nationaler Ebene koordiniert werden müssten.
Der Deutsche Bauernverband schließlich stellte die Perspektive der deutschen Landwirtschaft vor. Demnach verfügt Deutschland noch über eine solide Selbstversorgung, ist jedoch stark in die globalen Märkte eingebunden und weist ein wachsendes Agrarhandelsdefizit auf. Gefordert wurde, Exportüberschüsse als zentralen Baustein der Ernährungssouveränität zu begreifen. In der Handelspolitik müssten diversifizierte Importmöglichkeiten geschaffen und gleichzeitig Marktöffnungen für bestimmte heimische Erzeugnisse als Ziel und Ergebnis künftiger EU-Abkommen verfolgt werden.
In der anschließenden Diskussion im Plenum wurde hervorgehoben, dass ein hoher Selbstversorgungsgrad nicht für alle Produkte sinnvoll sei und Versorgungssicherheit daher zunächst klar definiert werden müsse. Zudem wurde betont, dass die Wirtschaft frühzeitig in agrarpolitische Prozesse einzubinden ist. Schließlich wurde darauf hingewiesen, dass die für eine Diversifizierung notwendigen Marktzugänge auch durch nationale Verhandlungen erschlossen werden sollten und nicht allein der EU überlassen bleiben dürfen.
Zugleich wurde gefordert, Krisen als Chancen zu begreifen: für mehr Unabhängigkeit, Innovation und unternehmerische Kreativität – unterstützt durch gezielte Förderungen. Mit Blick auf die Selbstversorgung müsse die Verbrauchernachfrage und Kostenentwicklung berücksichtigt werden. Zielkonflikte seien offen anzusprechen: Einerseits Diversifizierung der Märkte, andererseits kritische Sicht auf die strikte Durchsetzung von EU-Produktionsstandards.
Abschließend informierte das BMLEH über den Stand der EU-Freihandelsabkommen, über chinesische Anti-Dumpingverfahren sowie über die Neuausrichtung des Bilateralen Kooperationsprogramms (BKP).


Sebastian Werren
Abteilungsleiter Agrar + Ernährungswirtschaft
Am Weidendamm 1 a, 10117 Berlin
030 59 00 99 561
sebastian.werren@bga.de

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