Wirtschaft steckt in Schwächephase fest – keine schnelle Erholung erkennbar
Die deutsche Wirtschaft überwindet die Belastungen infolge der Energiepreissteigerungen, geldpolitischen Straffungen und weltwirtschaftlichen Schwächephase nur langsam. Aufgrund dessen verzögert sich die Erholung der deutschen Wirtschaft weiterhin, was vermutlich zu einem Rückgang des Bruttoinlandsproduktes im dritten Quartal führen wird. Der Außenhandel bleibt auf Grund der schwachen Weltwirtschaft gedämpft, der Einzelhandel leidet nach wie vor unter den hohen, wenn auch sinkenden Lebensmittelpreisen. Die Produktion im produzierenden Gewerbe geht erneut leicht zurück, wobei sich die Auftragslage zuletzt etwas verbessert hat. Besonders das Baugewerbe hat mit drastischen Kostensteigerungen bei Materialien und Geldbeschaffung zu kämpfen. Dies ist zusammengefasst die Einschätzung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland im Oktober 2023.
Die nominalen Ausfuhren von Waren und Dienstleistungen sind im August gegenüber dem Vormonat saison- und kalenderbereinigt erneut gesunken. Sie liegen 2,6 Prozent niedriger als im Juli und 4,5 Prozent niedriger als im Durchschnitt des zweiten Quartals. Auch die nominalen Einfuhren behalten ihren Abwärtstrend bei. Sie sinken im August um 1,3 Prozent, nachdem sie im Juli bereits 1,9 Prozent gefallen waren. Die Einfuhrpreise nahmen erstmals seit einem Jahr im Vormonatsvergleich zu (+0,4 Prozent), wobei sie um 16,4 Prozent im Vergleich zum August 2022 gefallen sind. Die Ausfuhrpreise sind dagegen nur um 0,1 Prozent zum Vormonat gestiegen, weshalb sich die Terms of Trade leicht um 0,3 Prozent verschlechterten. Die Außenhandelsentwicklung spiegelt die weltwirtschaftliche Schwäche wider und lässt keine spürbaren Erholungsimpulse in den kommenden Monaten erwarten, so die Einschätzung des BMWK.
Die Produktion im Produzierenden Gewerbe hält den Negativtrend bei und hat sich im August gegenüber dem Vormonat um 0,2 Prozent verringert. Dabei verzeichnet die Industrie einen leichten Zuwachs um 0,5 Prozent, während es sowohl im Baugewerbe als auch im Bereich Energie zu spürbaren Rückgängen um -2,4 Prozent bzw. -6,6 Prozent gekommen ist. Positiv entwickelten sich die Bereiche Kfz und Kfz-Teile, die um 7,6 Prozent zulegten, sowie die energieintensive Industrie, die ein Plus von 0,9 Prozent verzeichnete. Der Ausstoß von Papier und Pappe ging dagegen um 0,7 Prozent zurück. Die Auftragseingänge erhöhten sich um 3,9 Prozent nachdem sie zuletzt stark gefallen waren. Allerdings nahmen sie sich auch ohne die volatilen Großaufträge um 3,9 Prozent zu. Besonders gut erholt hat sich der Bereich EDV und optische Geräte. Die Ordereingänge nahmen um 37,9 Prozent zu. Die konjunkturelle Lage in der Industrie hat sich zuletzt etwas gefestigt, auch wenn sich im Zweimonatsvergleich weiterhin ein Minus von 1,7 Prozent ergibt.
Die realen Umsätze im Einzelhandel – ohne Kfz - sind im August gegenüber dem Vormonat um 1,2 Prozent gefallen. Die Entwicklung ist damit über die letzten Monate hinweg negativ. Im Vorjahresvergleich ergibt sich ein reales Minus von 2,3 Prozent, was vor allem an den hohen Preissteigerungen liegt. Vor allem die Verteuerung der Lebensmittel ist ursächlich, dass diese Sparte des Einzelhandels eine negative Entwicklung im Vorjahresvergleich aufweist. Dagegen nehmen die Neuzulassungen von PKWs zu; im August ergab sich ein Plus von 12,1 Prozent, im September ein leichtes Minus von 0,4 Prozent. Damit dürfte der Einzelhandel inklusive Kfz etwas besser ausgefallen sein. Bei weiterhin rückläufiger Inflation und steigenden Lohnabschlüssen könnte – so das BMWK - der private Konsum wieder etwas zunehmen, zunächst allerdings ist eher mit einer verhaltenen Entwicklung zu rechnen.
Die Inflation behält ihren nachlassenden Trend bei und beträgt im September voraussichtlich 4,5 Prozent. Das ist der niedrigste Wert seit Februar 2022 und allerdings auch auf den Basiseffekt durch den Wegfall des 9-Euro-Tickets und des Tankrabatts zurückzuführen. Im August lag die Rate noch bei 6,1 Prozent. Die Erzeugerpreise sind im August um 12,6 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat gesunken, die Einfuhrpreise sogar um 16,4 Prozent. Dies sind die stärksten Rückgänge seit knapp 40 Jahren. Grund dafür ist hauptsächlich das hohe Niveau der Preise im Vorjahr. Die Lieferkettenstörungen sind weitgehend überwälzt, und die geldpolitischen Straffungen wirken preisdämpfend. Daher geht auch das BMWK von einer weiterhin nachlassender Preisdynamik aus.
Der BGA sieht die Unternehmen nach wie vor mit großen Herausforderungen durch hohe Kosten konfrontiert und sieht die Lage etwas skeptischer als das BMWK. Der BGA geht auf Grundlage seiner Konjunkturumfrage vom August 2023 und angesichts der erheblichen strukturellen Herausforderungen vorerst nicht davon aus, dass sich die konjunkturelle Lage in den kommenden Monaten angesichts auch des schwierigen geopolitischen Umfelds schnell bessert. Eine moderate positive Entwicklung erwartet der BGA zum Jahreswechsel 2023/23. Damit dürfte die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts jedoch auch in der zweiten Jahreshälfte 2023 insgesamt schwach bleiben.
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