23.01.2025

Wirtschaftsausblick bleibt weiter trübe!

Nach den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes ging das Bruttoinlandsprodukt im vierten Quartal 2024 um 0,1 Prozent zurück. Das vorläufige BIP-Jahresergebnis für das Jahr 2024 weist einen Rückgang um 0,2 Prozent aus. Während das Verarbeitende Gewerbe im Trend weiterhin von Produktionsrückgängen gekennzeichnet ist, stellt sich die Lage in den konsumnahen Dienstleistungen etwas günstiger dar. Eine konjunkturelle Erholung in Deutschland bleibt auch zum Jahresende 2024 aus. Hohe Unsicherheiten bezüglich der wirtschaftlichen Perspektiven im Inland wie auch im Ausland dämpfen derzeit Nachfrage, Produktion, Investitionen und privaten Konsum. Eine spürbare konjunkturelle Erholung in Deutschland dürfte erst mit klaren Aussichten für die weiteren wirtschafts-, finanz- und geopolitischen Rahmenbedingungen einsetzen. Dies ist zusammengefasst die Einschätzung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland im Januar 2025.

Die Produktion im Produzierenden Gewerbe hat sich im November etwas gefestigt, so das BMWK. Nach zwei Rückgängen in Folge erhöhte sie sich um 1,5 Prozent gegenüber dem Vormonat. Produktionssteigerungen ergaben sich zuletzt in allen drei Hauptgruppen. In der Industrie erhöhte sich die Ausbringung um 1,0 Prozent, im Baugewerbe um 2,1 Prozent und im Bereich Energie nach einem starken Rückgang im Vormonat um 5,6 Prozent. Sektoral waren positive Entwicklungen im sonstigen Fahrzeugbau (+11,4 Prozent) und bei den Herstellern von Kfz und Kfz-Teilen (+0,8 Prozent) festzustellen. Spürbare Anstiege verzeichneten auch die Bereiche Kokerei und Mineralölverarbeitung (+16,3 Prozent) sowie die Hersteller von DV-geräten, elektrischen und optischen Erzeugnissen (+2,3 Prozent). Im Vergleich zum Vormonat weniger produziert wurden dagegen chemische (-0,9 Prozent) und pharmazeutische Erzeugnisse (-2,4 Prozent).

Die Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe sind um 5,4 Prozent gesunken, nachdem sie sich bereits im Oktober um 1,5 Prozent verringert hatten. Die Auslandsaufträge gingen dabei im November um 10,8 Prozent zurück, während die Inlandsbestellungen um 3,8 Prozent zulegten. Bereinigt um Großaufträge nahmen die Ordereingänge insgesamt gegenüber dem Vormonat hingegen leicht um 0,2 Prozent zu. Trotz der zuletzt günstigeren Entwicklung der Produktion ist eine nachhaltige Belebung der Industriekonjunktur zur Jahreswende noch nicht erkennbar, so das BMWK. Weiterhin bestehen geopolitische Unsicherheiten, die Auftragseingänge waren zuletzt erneut rückläufig und die Stimmungsindikatoren bewegten sich nach wie vor auf niedrigem Niveau.

Die preisbereinigten Umsätze im Einzelhandel sind im November trotz des beginnenden Weihnachtsgeschäfts um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vormonat gesunken. Gegenüber dem Vorjahresmonat meldete der Einzelhandel ein reales Umsatzplus von 2,4 Prozent. Der Handel mit Lebensmitteln blieb im November nahezu unverändert (+0,1 Prozent). Der Umsatz im Internet- und Versandhandel ging um 1,2 Prozent zurück, legte im Vergleich zum Vorjahr jedoch um 9,5 Prozent zu. Im Gesamtjahr 2024 konnte der Einzelhandel seine realen Umsätze nach ersten Schätzungen und nach zwei Jahren mit Negativwachstum um 1,3 Prozent steigern. Nach den Rückgängen in der ersten Jahreshälfte ist zuletzt auch bei den Verkäufen von Kfz eine spürbare Erholung feststellbar. Allerdings steht auch nach Einschätzung des BMWK angesichts zunehmender Sorgen um die Arbeitsplatzsicherheit und anhaltender innen- und geopolitischer Unsicherheiten eine spürbare Erholung des Konsumklimas weiter aus.

Der in den letzten Monaten zu beobachtende Auftrieb bei den Verbraucherpreisen hat sich zum Jahresende fortgesetzt. Die Inflation ist im Dezember auf +2,6 Prozent gestiegen, nachdem die Rate im Oktober +2,0 Prozent und November +2,2 Prozent betragen hatte. Der Rückgang der Energiepreise im Vorjahresvergleich ist erwartungsgemäß geringer ausgefallen. Dies zeigt sich auch in der Kernrate (ohne Energie und Nahrungsmittel), die ebenfalls weiter anzog. Zudem hat sich der Preisauftrieb bei Nahrungsmitteln wieder verstärkt. Die Preise lagen hier im Dezember um 2,0 Prozent höher als im Vorjahresmonat., die Kernrate (ohne Energie und Nahrung) erhöhte sich auf +3,1 Prozent. Die Preise auf den vorgelagerten Wirtschaftsstufen entwickeln sich dagegen im Vorjahresvergleich moderat und wirken insgesamt entlastend auf die Inflation: Die Erzeugerpreise nahmen im November gegenüber dem Vorjahresmonat geringfügig um 0,1 Prozent zu. Die Einfuhrpreise lagen um 0,6 Prozent über ihrem Vorjahresniveau. Die Verkaufspreise im Großhandel gingen um 0,6 Prozent zurück. Zu Jahresbeginn 2025 ist allerdings mit weiterem Preisdruck auf die Verbraucherpreise aufgrund administrativer Preisanhebungen zu rechnen, so das BMWK.

Trotz anhaltender wirtschaftlicher Stagnation entwickelt sich der Arbeitsmarkt zum Jahresende vergleichsweise stabil, die weiteren Aussichten bleiben jedoch eingetrübt. So stieg die Zahl der Erwerbstätigen im November zwar (+23.000), gleichzeitig nahm jedoch die registrierte Arbeitslosigkeit im Dezember weiter moderat zu (+10.000). Auch die Zahl der Kurzarbeitenden hat sich im Dezember abermals erhöht (+110.000). Die Frühindikatoren deuten nach Einschätzung des BMWK auf eine weiter rückläufige Arbeitskräftenachfrage hin. Die Unternehmensinsolvenzen sind nach endgültigen Ergebnissen im Oktober mit 2.012 Fällen um 35,9 Prozent gegenüber Oktober 2023 gestiegen. Von Januar bis Oktober wurden insgesamt 18.234 registriert, 23,6 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Insolvenzgeschehen bleibt weiterhin dynamisch.

Der BGA ist in seiner Einschätzung für die wirtschaftliche Entwicklung verhalten, er geht in seiner Prognose von einer Stagnation aus und teilt vor diesem Hintergrund auch die Einschätzung des BMWK, dass in den nächsten Monaten nicht mit einem Aufschwung zu rechnen ist. Erst wenn Klarheit über die weiteren politischen Weichenstellungen in Deutschland besteht, könnte eine konjunkturelle Aufhellung einsetzen. Aus Sicht des BGA ist dazu eine Verbesserung der Rahmenbedingungen am Standort Deutschland Voraussetzung. Angesichts rückläufiger Umsätze und steigender Belastungen aus Bürokratie und Kosten baut sich auch im Großhandel Druck auf Investitionen und Beschäftigung auf. Nach der jüngsten Konjunkturumfrage des BGA bei den Unternehmen des Wirtschaftssektors verfestigt sich bei fortbestehendem Fachkräftebedarf in den Unternehmen die Tendenz zum Abbau von Beschäftigung. Aus Sicht des BGA ist daher ein politischer Kurswechsel zu wirtschaftsfördernden Reformen, die Investitionen anschieben und bei Kosten, Steuern und Bürokratie entlasten, erforderlich.
 

Michael Alber
Geschäftsführer
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