21.09.2023

Zu lange Visum-Wartezeiten bei Geschäftsreisen zu deutschen Messen

In der letzten Ausgabe haben wir informiert, dass sich der BGA beim Thema Visa für Geschäftsreisende stark engagiert. Nachdem der BGA sich zuletzt mit den Mit-Trägern im Asien-Pazifik-Ausschuss an die Bundesaußenministerin gewendet hat, haben wir dieses Mal mit der deutschen Messewirtschaft den Schulterschluss gesucht. Denn auch hier ist die Situation dramatisch. So schaden die untragbar langen Wartezeiten dem Messestandort Deutschland und damit der deutschen Wirtschaft insgesamt. Adressat Wolfgang Schmidt, Chef des Bundeskanzleramtes, erhielt eine deutliche Schilderung der Zustände und wurde aufgefordert Lösungsvorschläge zu präsentieren.

Die hohe internationale Verflechtung deutscher Unternehmen bildet das Fundament für den wirtschaftlichen Erfolg Deutschlands. Als internationaler Messestandort richtet Deutschland über zwei Drittel aller Weltleitmessen aus. Davon profitieren insbesondere kleine und mittelständischen Unternehmen, die quasi vor ihrer eigenen Haustür internationale Geschäftspartner und zukünftige Kunden treffen können. Dies setzt allerdings voraus, dass Geschäftsreisende auch einreisen können.

Wegen zu langer Visum-Wartezeiten fehlen allerdings Aussteller und Besucher aus Asien und Afrika auf Messen in Deutschland. So gehören China, die Türkei und Indien sowohl zu den Top 10 der wichtigsten Handelspartner Deutschlands als auch zu den Top 10 der bis zum Pandemiebeginn größten ausländischen Ausstellernationen am Messeplatz Deutschland. Durchschnittlich kamen allein auf den rund 140 internationalen Messen am Messeplatz Deutschland jährlich über 100.000 Besucher und über 20.000 ausstellende Unternehmen aus visumpflichtigen Ländern.

Monatelange Wartezeiten auf ein Visum sind aber seit dem Ende der Pandemie in für den deutschen Export entscheidenden Ländern an der Tagesordnung. So kann ein Messebesucher bei der Botschaft in Neu-Delhi - Stand heute - frühestens in 3 Monaten einen Termin bekommen, um seine Visum-Antragsunterlagen abgeben zu können, in Peking sind es 40 Tage, in Istanbul 35 bei Bearbeitungszeiten von vier bis sechs Wochen, und in Islamabad gibt es derzeit gar keine Termine. Unternehmen aus diesen und weiteren visumpflichtigen Ländern können daher oft ihre Mitarbeitenden nicht zu Messen nach Deutschland entsenden. Wichtiges Geschäftspotential bleibt damit ungenutzt. Im schlechtesten Fall entscheiden sich diese Unternehmen dann für die Teilnahme an Messen in anderen Ländern. Im internationalen Wettbewerb schwächen wir damit unsere Position als Exporteur von Waren „Made in Germany“ als auch als Messeland Nr. 1. Konkret hat sich dies bei internationalen Leitmessen wie der Hannover Messe, der Interschutz oder der DOMOTEX in Hannover gezeigt. Bei letzterer haben sich aufgrund fehlender Geschäftsreisevisa die Beteiligungen allein von indischen ausstellenden Unternehmen flächenmäßig fast halbiert. Statt der ursprünglichen Fläche von 14.000 Quadratmetern konnten indische Unternehmen nur 8.000 Quadratmeter belegen.

 

Alexander Hoeckle
Abteilungsleiter Außenwirtschaft + Zoll
Am Weidendamm 1 a, 10117 Berlin
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