Konjunkturelle Erholung verzögert sich weiter
Die deutsche Wirtschaft verzeichnet einen verhaltenen Start ins zweite Quartal 2023, wie aus der Einschätzung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zur wirtschaftlichen Lage in Deutschland im Juni 2023 hervorgeht. Das Bruttoinlandsprodukt verzeichnete im ersten Quartal gegenüber dem Vorquartal zum zweiten Mal in Folge einen leichten Rückgang von 0,3 Prozent, wodurch die Wirtschaft gemäß der Definition in einer "technischen Rezession" steckt. Die schwache Weltwirtschaft, steigende Energiepreise und weiterhin angespannte Lieferketten belasten nach wie vor die konjunkturelle Erholung.
Das wirtschaftliche Wachstum wird durch rückläufige Konsumausgaben gebremst. Der private Konsum ging um 1,2 Prozent und der staatliche Konsum um 4,9 Prozent zurück. Dies spiegelt sich in den sinkenden Auftragseingängen. Im April ging die Nachfrage nach einem starken Rückgang im März erneut leicht zurück, wobei zuletzt vor allem die Großaufträge die Entwicklung bestimmten. Nach einem Rückgang von 13,1 Prozent im März sanken die Auftragseingänge aus dem Ausland im April im Vormonatsvergleich erneut um 1,8 Prozent.
Die Produktion im produzierenden Gewerbe stabilisierte sich nach einem Dämpfer im März. Im April wurde die Produktion um 0,3 Prozent ausgeweitet, verhält sich jedoch weiterhin verhalten. Die Entwicklung in den einzelnen Wirtschaftszweigen verlief unterschiedlich. Hersteller von pharmazeutischen Produkten konnten ihre Produktion um 6,5 Prozent steigern, während die Bereiche Kfz und Kfz-Teile sowie Maschinenbau einen Rückgang von 1 Prozent bzw. 0,5 Prozent verzeichneten. Die Nachfrage in der Industrie entwickelte sich schwach und nahm nach einem starken Rückgang im März erneut um 0,4 Prozent ab. Die Grunddynamik in der Industrie hat sich deutlich abgeschwächt.
Der Anstieg der Verbraucherpreise hat sich weiter merklich verringert und lag bei 6,1 Prozent. Der Preisauftrieb lässt spürbar nach, allerdings zeigen die Preise für Nahrungsmittel weiterhin deutlich anziehende Tendenz. Im Vergleich zum Vorjahr verteuerten sich Nahrungsmittel im Mai um 14,9 Prozent. Gleichzeitig entspannen sich die Energiepreise, die im Mai nur noch 2,6 Prozent über dem Niveau des Vorjahres lagen. Dies ist einerseits auf den Basiseffekt zurückzuführen, da die Preise vor einem Jahr bereits auf einem hohen Niveau waren, und andererseits auf die Entspannung auf den Weltmärkten.
Nach Auffassung des BGA ist anzumerken, dass das BIP auch im zweiten Quartal nominal weiter angestiegen ist. Eine wesentliche Ursache hierin liegt in den erhöhten Preisen. Allerdings ist im 2. Quartal erstmals im Vorjahresquartalsvergleich das BIP gesunken, was den BGA in seiner Einschätzung zum Jahreswechsel 2022/23 bestärkt, dass die deutsche Wirtschaft mit einem schwierigen ersten Halbjahr 2023 konfrontiert sein wird. Die aktuellen Daten zeigen entsprechend, dass die deutsche Wirtschaft mit einer schwachen Konjunktur zu kämpfen hat. Allerdings gibt es auch Anzeichen einer moderaten Erholung in den kommenden Monaten. Die Weltwirtschaft wird voraussichtlich verhalten wachsen, wobei Schwellenländer wie China und Indien möglicherweise stärkere Impulse liefern könnten. Die Stimmung unter den Verbrauchern hellt sich erstmals wieder auf. Auch das GfK-Konsumklima nahm zu. Sich entspannende Lieferketten und ein rückläufiger Preisdruck sind erfreuliche Anzeichen für eine Besserung der konjunkturellen Lage.
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