Zehn afrikanische Staatschefs warben für mehr Engagement der deutschen Wirtschaft
Am 20. November 2023 fand zum vierten Mal in Berlin der G20 Investment Summit "German Business and the Compact with Africa Countries" statt. Mit rund 1000 Teilnehmern sowie Delegationen aus 18 afrikanischen Ländern war die von der Subsahara-Afrika-Initiative der Deutschen Wirtschaft (SAFRI) organisierte Konferenz die bislang größte Veranstaltung dieser Reihe. Der BGA, als eine der vier SAFRI-Trägerorganisationen, war Mitgastgeber der hochrangigen Veranstaltung, die unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Olaf Scholz stand.
Die Staatspräsidenten, bzw. Premierminister von Côte d'Ivoire, Kenia, Nigeria, Senegal, Kongo, Äthiopien, Marokko, Ghana, Togo und Sambia diskutierten auf der Konferenz auf zwei Panels miteinander und ermutigten die anwesenden Vertreter der deutschen Wirtschaft eindringlich zu mehr Investitionen in den aufstrebenden afrikanischen Markt.
Deutschland hatte die Investitions-Initiative „Compact with Africa“ mit besonders reformfreudigen afrikanischen Staaten während der deutschen G20-Präsidentschaft 2017 angestoßen. Dreizehn Länder sind jetzt Teil der Initiative und weitere wollen sich anschließen. Und das aus gutem Grund: In seiner Ansprache wies Bundeskanzler Olaf Scholz darauf hin, dass der Compact ganz offensichtlich "wirke", denn seine Mitglieder hätten derzeit ein doppelt so hohes Wirtschaftswachstum wie andere afrikanische Länder und ihr Exportwachstum sei sogar dreimal so hoch.
Wie es gehen kann, zeigte dann das Beispiel Marokkos: Dessen Ministerpräsident Aziz Akhennouch verkündete auf der Konferenz, dass sich die deutschen Investitionen in seinem Land von 2015 bis 2022 versechsfacht hätten. Im ersten Quartal dieses Jahres habe der bilaterale Handel zudem um 30 Prozent zugenommen. Auch aus der Elfenbeinküste kamen gute Nachrichten: Präsident Alassane Ouattara konnte darauf verweisen, dass sich dort die Zahl deutscher Unternehmen in fünf Jahren verdreifacht habe.
Allerdings besteht in Afrika insgesamt immer noch eine sehr große Investitionslücke, wie der Präsident der Afrikanischen Union, Azali Assoumani, in seinem Beitrag anmahnte. Deshalb brauche es in Zukunft weitaus mehr deutsches Engagement in Afrika. Das ist nicht nur für die Entwicklung Afrikas wichtig, sondern auch damit der Westen auf dem Kontinent geopolitisch nicht den Anschluss verliert. Ausbaufähig ist in diesem Zusammenhang nicht nur die Investitionsbereitschaft, sondern auch der Handel. Stand heute gehen weniger als 2 Prozent der deutschen Exporte nach Afrika.
Ein Lösungsansatz – und da waren sich deutsche Wirtschaftsvertreter und afrikanische Staatspräsidenten auf der Konferenz einig – wären bessere Finanzierungsbedingungen für Handel und Investitionen. Die Finanzierung stellt immer noch einen großen Engpass im Geschäft mit Afrika dar. Senegals Präsident Macky Sall kritisierte dabei vor allem die teuren Kredite für Investitionen in Afrika. Grund dafür sei eine zu geringe Risikobereitschaft und der Umstand, dass bei der Risikoanalyse nicht zwischen afrikanischen Staaten unterschieden werde.
Zudem wurde die erfolgreiche Umsetzung der geplanten panafrikanischen Freihandelszone als ein entscheidender Faktor für die zunehmende Attraktivität afrikanischer Märkte angesehen. Große Chancen für Investitionen in Afrika soll auch die deutsche Energiewende bringen. Der deutsche Bundeskanzler gab in diesem Zusammenhang auf der Konferenz eine Zusage in Höhe von 4 Milliarden Euro für die Afrika-EU-Initiative für grüne Energie. Grüner Wasserstoff ist ein zentrales Element für das Gelingen der heimischen Energiewende. Viele Regionen in Afrika sind aufgrund ihrer klimatischen Verhältnisse prädestiniert für die Herstellung von grünem Wasserstoff.
Marcus Schwenke
Abteilungsleiter Außenhandelspolitik + Importförderung + Entwicklungszusammenarbeit + Projekte
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